Tierschutz ist eine gesellschaftliche Aufgabe
(Burgdorf, 08. März 2023) Tierheime wirtschaften in der Gegenwart. Auch sie sind von Inflation und den umfassenden Preissteigerungen bei Strom, Wasser, Gas, Benzin und Tiernahrungsmitteln betroffen. Was mit Corona begann, hat sich seit Beginn des Krieges gegen die Ukraine noch drastisch verschärft. Hinzu kommt die Anhebung des Mindestlohns. Der ließ die Personalkosten des Tierheims Burgdorf zum Jahreswechsel erneut ansteigen, denn er betrifft das Gehaltsniveau seiner überaus engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die tierärztliche Versorgung der medizinisch oft umfassend Behandlungsbedürftigen Tiere schlägt ebenfalls mit einem deutlichen Plus zu Buche, sie haben sich mit der neuen Gebührenordnung der Tierärzte Ende vergangenen Jahres rund verdreifacht.
Vor diesem Hintergrund hat das Tierheim Burgdorf letztes Jahr sowohl die Gebühren für Abgabetiere als auch die von Veterinärämtern beschlagnahmten Tiere erhöht. Für die Fundtiere muss die Anhebung der Gebühren folgerichtig ebenfalls erfolgen. Die Versorgung der Fundtiere macht gut 50 Prozent der Gesamt-kosten des Tierheims Burgdorf aus.
Schon seit Jahren gibt es eine Deckungslücke zwischen dem, was das Tierheim von den Kommunen für die Versorgung der Fundtiere erhält und den tatsächlichen Ausgaben dafür. Dieses Minus hat das Tierheim bisher mit Eigenmitteln aus Spenden, Paten- und Erbschaften und seinen Mitgliedsbeiträgen ausgeglichen. Doch vor dem Hintergrund von Inflation und Teuerungsraten ist es nun zwingend erforderlich, die Fundtier-zahlungen der Kommunen aufzustocken, sonst hat das Tierheim Burgdorf bald keine Reserven mehr, um unmittelbar auf Notfälle oder andere dringliche Situationen reagieren zu können.
Das Tierheim Burgdorf arbeitet ebenso wirtschaftlich wie transparent, doch kann es aufgrund seines Aufgabenzuschnitts niemals Kostendeckung erreichen. Die aufgenommenen Hunde, Katzen, Schweine, Schafe, Vögel, Kaninchen sind keine zu vermarktende Ware, sondern Lebewesen, die abgegeben, gefunden wurden oder aus Beschlagnahmungen stammen. Sie wurden von Menschen gehalten und Menschen waren auf die ein oder andere Weise der Grund dafür, dass sie ins Tierheim kamen. Insofern haben Menschen auch eine Verantwortung dafür, für ihr weiteres Wohlergehen zu sorgen. Das Tierheim Burgdorf kann und will aufnahmebedürftige Tiere nicht abweisen und erst recht nicht die tierischen Notfälle. Denn was wäre die Alternative? Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter übernehmen qua Beruf und mit ganzem Herzen die Verantwortung dafür, dass die Tiere gut versorgt und möglichst bald vermittelt werden. Die kostendeckende Finanzierung dieser Aufgabe ist jedoch auch Sache von Politik und Gesellschaft. Das Tierheim Burgdorf appelliert an die Kommunen, sich dieser Verantwortung gemeinsam mit den Tierheimen zu stellen.
Kater Hogan ist am 17.11.2022 als Fundkater ins Tierheim Burgdorf gekommen. Hogan‘s Gesundheitszustand war zunächst kritisch, er musste sofort tierärztlich behandelt werden, als Notfall geschah dies in einer freien Veterinärarztpraxis. Der Kater erhielt Medikamente, Infusionen und wurde geröntgt. Am nächsten Tag war sein Zustand stabil, so dass er zur weiteren Behandlung und Nachkontrolle in die Tierklinik Großmoor, Vertragsklinik des Tierheims Burgdorf, verlegt werden konnte. Nach wenigen Tagen durfte Hogan ins Tierheim Burgdorf umziehen – zunächst in die Katzenquarantäne. Diese ist stets die erste Station beim Einzug ins Tierheim, hier wird der Gesundheitszustand der Tiere beobachtet und dokumentiert. Zudem werden die Tiere üblicherweise 2-fach entwurmt, der Kot auf Giardien untersucht, die Tiere entfloht, gegen Zecken behandelt sowie kastriert, geimpft und gechipt. Kranke Katzen sollen in der Quarantäne genesen, die Ansteckung weiterer Tiere verhindert werden. Ist das Tier gesundheitlich stabil, kann es zur Vermittlung ins Katzenhaus umziehen. Bei Hogan dauerte dies mehrere Wochen.
In der Quarantäne zeigte er typische Symptome einer Katzenschnupfen-Infektion, nach Anweisung der Tierärzte erhielt er im Tierheim Burgdorf die antibiotische Behandlung sowie parallel eine Unterstützung des Immunsystems. Als eine Besserung ausblieb, erfolgte ein Nasen-/Rachenabstrich, um den Erreger genau zu bestimmen und gezielter behandeln zu können. Darüber hinaus wurde sein Blut auf das Katzen-Aids Virus „FIV“ untersucht. Beides ergab keinen konkreten Hinweis auf die Ursache seiner Erkrankung, sodass er weiter symptomatisch behandelt wurde. Am Ende belaufen sich die reinen Behandlungskosten auf insgesamt rund 1.200 Euro.
Erst rund 13 Wochen nach seiner Ankunft im Tierheim konnte Hogan zur Vermittlung freigegeben werden und wartet nun auf ein neues Zuhause.